Montag, 12. November 2007

12.11.2007
Meine Zeit am Rajagiri College ist nun schon fast zur Hälfte um. Es sind so viele Dinge passiert und ich weiß wieder nicht womit ich anfangen soll... Vielleicht mit einem Erlebnis, was mich wirklich berührt hat. Vor gut einer Woche war ich mit einigen Sozialarbeitern aus der Organisation, in der ich mitarbeite, bei einer Familie Zuhause. In der vorherigen Nacht war die Mutter an einer Tropenfieberart gestorben. Sie war erst vierzig Jahre alt und hatte zwei Kinder. Bevor sie krank geworden war, hatte sie sich sehr stark sozial engagiert in ihrem Dorf. Zum Beispiel hat sie sich auch sehr für eine Kinderkrippe von ROSS eingesetzt. Also war sie auch sehr beliebt in ihrem Dorf. Als wir zu ihrem Haus kamen, war ich wirklich überwältigt: Es waren bestimmt hundert Freunde und Verwandte um das Haus versammelt. Sehr viele drängten sich direkt um die Leiche der Frau herum, die vor dem Haus aufgebahrt war. Es war einfach so fremd für mich, wie sehr die Menschen ihre Trauer gezeigt haben: Alle haben sehr laut geweint, gejammert und geklagt, ohne sich dabei zu schämen. Besonders schlimm ging es natürlich den Kindern und dem Mann! Aber viele haben sich auch um die drei gekümmert und sie getröstet. Es ist ganz schwer diese Erfahrung wiederzugeben. Es war einfach so eine intensive Trauer, die alle miteinander geteilt haben! Und zu der Erfahrung von der ganz anderen Art zu trauern kommt natürlich noch die Ungerechtigkeit, dass eine Mutter mit nur vierzig Jahren sterben muss.Ich weiß gar nicht, ob es so viel Sinn macht, von so einer Erfahrung zu berichten, weil das bestimmt schwer nachzuvollziehen ist. Ich weiß ja selbst nicht genau, was ich darüber denken soll. Aber ich kann ja auch nicht immer nur von den Sachen erzählen, die gut klappen und toll sind – dann fehlt doch etwas. Wobei ich sagen muss, dass es mich schon beeindruckt hat, wie die Menschen gemeinsam getrauert haben.Jedenfalls gibt es auch genug Dinge, die wirklich schön sind! Zum Beispiel geben wir jetzt einer Gruppe von 20 Studenten Deutschunterricht, was ziemlich gut klappt. Die meisten sind aber auch Sprachgenies, weil sie mindestens Malayalam und Englisch fließend sprechen, und meistens auch noch Hindi und/ oder Thamil können! Wahrscheinlich ist es deshalb nicht so schwer für sie, noch eine Sprache zu lernen. Auch meine Arbeit macht weiterhin viel Spaß. Ich arbeite jetzt viel bei Programmen im Gesundheitsbereich mit. Zum Beispiel unterstützt ROSS eine ‚Heart Care Foundation‘, die Spenden sammelt, um Herzoperationen für Menschen zu ermöglichen, die unterhalb der Armutsgrenze leben. Gestern habe ich bei einem Werbestand mit geholfen: Spenden sammeln und über die Arbeit der Organisation informieren. Außerdem mache ich seit einigen Wochen Yoga mit einer Gruppe von Studenten. Es ist echt toll und entspannend! Letzte Woche war der Unterricht allerdings am Feiertag von Kerala. Deshalb hatten die Studentinnen alle einen Sari an (6 Meter langer Stoff, der auf eine bestimmte Art um den Körper gewickelt und gefaltet wird). Also haben sie sich ein bisschen geziert und wollten nur mitmachen, wenn es leichte Übungen zur Atmung oder für die Handgelenke sind. Es war ziemlich lustig, wie alle in ihrer schicken Kleidung auf dem Boden saßen und nicht mitmachen wollten...Ansonsten freue ich mich schon sehr auf eine kleine Reise, die Sarah und ich Ende November für zehn Tage machen. Wir fahren dabei in vier andere Staaten von Indien – es wurde uns schon so oft geraten auch andere Staaten zu besichtigen, weil jeder eine ganz andere Kultur und Landschaft hat!Davon wird dann das nächste Mal berichtet!
Hier habe ich einen Hindu Tempel besichtigt, in dem fuer einen Feiertag Figuren von allen Gottheiten aufgebaut wurden. Eine Kollegin und ich nach getaner Arbeit: ROSS hat ein Programm mit medizinischen Untersuchungen, Vortraegen und Ausstellung in einem Dorf organisiert, das in der Naehe vom Strand ist.

Bei einem 'Medical Camp' - sonst messe ich auch den Blutdruck...


Wieder bei einem Programm zur Gesundheitsvorsorge: Ich habe Buch gefuehrt ueber die Patienten, die zu einem 'Eye Camp' (kostenlose Augenuntersuchung fuer die arme Bevoelkerung) gekommen sind.


Neulich haben wir einen Ausflug nach Munnar in die Berge gemacht. Dort sind unter Anderem unglaublich riesige Teeplantagen und vollgestopfte Autos (mit 'Beifahrern' auf dem Dach...)