Sonntag, 13. Januar 2008

Langsam neigt sich die Zeit hier dem Ende entgegen. Nur noch ein monat und dann werde ich mich auf den weg nach Malawi machen. Es ist ziemlich merkwürdig, weil ich mich schon sehr auf die Zeit in Malawi freue, aber mir den Abschied von hier ganz schön schwer vorstelle...
Jetzt zu meiner neuen Arbeit bei CASP. Ich arbeite zwei Tage in der Woche im Büro, wo ich meistens Berichte über die gesponserten Kinder korrigiere und ausdrucke, oder Daten in den Computer eingebe. Da von CASP über 4000 Kinder in Kerala unterstützt werden, fällt sehr viel solcher organisatorischer Arbeit an. Die anderen vier Tage arbeite ich in mehreren Dörfern mit, die alle auf unterschiedlichen, kleinen Inseln liegen. In den Dörfern werden von CASP mit Hilfe von Ehrenamtlichen wöchentlich Treffen für ältere Menschen veranstaltet. In einem der Dörfer gehe ich regelmäßig zu den Treffen (zwei Mal pro Woche), dann spiele ich mit den älteren Herrschaften, helfe beim Kochen, serviere Essen usw. ... „One song please!“ höre ich dort ziemlich oft und das Malayalam-Kinderlied, was mir einige Studenten beigebracht haben, ist schon ein Dauerschlager....
Was ich an den anderen Tagen mache ist immer unterschiedlich. Manchmal besuche ich gesponserte Kinder, um Informationen mitzuteilen. Zum Beispiel hat CASP in den Weihnachtsferien für die gesponserten Zehntklässler ein Berufsinformationscamp über drei Tage organisiert. Um dazu einzuladen, habe ich mehrere Kinder zu Hause besucht (ich war aber in Begleitung von Ehrenamtlichen, die mir mit der Sprache geholfen haben). Außerdem läuft im Augenblick ein Projekt an, das CASP, ROSS (meiner alten Organisation) und der Rotary Club Kochi in dieser Gegend durchführen: Es werden Latrinen und Regenwasserbehälter bei 50 Familien gebaut. Da bin ich auch für die Weitergabe von Informationen und für die Dokumentation zuständig.
Es ist bestimmt schwer vorstellbar, aber man erreicht viele Menschen eben nur auf persönlichem Weg. Die Post ist unsicher und dauert oft zu lange und ein Telefon besitzen nur wenige der unterstützten Familien. Also ist es nötig häufig in diese Gegenden zu fahren. Aber gerade in der Gegend, wo ich jetzt arbeite, ist es besonders schwierig, die Menschen zu erreichen. Ein Boot, das von Insel zu Insel fährt, fährt nur ca. alle zwei Stunden, ansonsten gibt es zum Teil noch Fähren. Der einfache Weg zum Seniorentreffen dauert für mich zum Beispiel immer gut eineinhalb Stunden...
Mir gefällt diese Arbeit auf den Inseln trotzdem total gut. Ich bekomme so viel vom Dorfleben mit und dadurch, dass ich regelmäßig dort bin, kennen mich die Leute auch und es ist schon sehr vertraut.
Am Samstag war ich mit einer der Ehrenamtlichen auf einem Tempelfest: Die Frauen haben vor dem Tempel an Feuerstellen Paysam (eine indische Süßspeise) gekocht, die später gesegnet wurde. Außerdem hat jede Frau etwas von ihrer Portion abgegeben, um es einem Elefanten zu geben. Meistens kommt zu den Tempelfesten ein Elefant.
Zum ‚Ausgleich’ war ich gestern bei einem Kirchenfest – es war ein Riesenspektakel! Die ganze Kirche war voll (draußen standen auch überall Menschen); eine ‚Blaskapelle‘, eine Trommelgruppe und eine Band haben alle gleichzeitig gespielt; und viele bunte Dekorationen (auch als Kopfschmuck) – also von allem etwas und natürlich wurde nirgendwo gespart. Aber ich habe ja schon mal darüber berichtet, wie wichtig der Glaube hier ist. An so einem Festtag erlebt man das noch mal ganz deutlich.
Das ist eigentlich eine gute Überleitung zu Weihnachten... Die Feiertage waren wirklich schön, weil meine Eltern zu Besuch waren. So konnte ich ihnen viel von dem zeigen, was ich hier erlebe und wir konnten über vieles sprechen. Auch die Freunde und Bekannten von hier waren sehr neugierig meine Eltern kennenzulernen und so wurden wir von vielen eingeladen, zu Weihnachten, Neujahr und auch danach... Meine Eltern sind auch mit zu meiner Arbeit gekommen, zum Beispiel zu einer Weihnachtsfeier in einer Kinderkrippe (von ROSS), wo wir auch etwas vorsingen sollten: „Oh du fröhliche“.
Jedenfalls waren es zwar ungewöhnliche, aber doch schöne Weihnachtstage!
Viele liebe Grüße und ein gutes Jahr 2008!
Clara

Frauen geben beim 'Seniorentreffen' ein Liedchen zum Besten


"Oh du froehliche"


Vor einem weihnachtlich geschmueckten Haus bei Bekannten



Paysamkochen beim Tempelfest

Der Elefant beim Tempelfest


Bei einem Ausflug mit Freunden und meinen Eltern


Prozession beim Kirchenfest