Donnerstag, 14. August 2008

Mr. Kennedy, der mir zum Abschied einen Drahtvogel geschenkt hat.



Zum Abschied haben wir für die Schwestern gekocht... Das Bild entstand danach (es ist also allen bekommen...).



Unser Abschied in der Schule



Eine letzte Tour mit dem Schulbus.



Markt in Lilongwe



Dies ist also meine letzte Rundmail. Mittlerweile bin ich seit einer Woche zurück in der Heimat. Was mich erstaunt hat: Ich habe auch wirklich das Gefühl daheim zu sein! Natürlich habe ich mich vorher sehr auf meine Familie und Freunde hier gefreut, aber ich hatte auch ganz schön Angst, dass mir alles fremd und komisch vorkommen würde. Aber wie gesagt –Es ist doch alles vertraut…

Eine Frage, die mir oft gestellt wird ist: „Wie konntest du mit dem Elend umgehen, das du miterlebt und gesehen hast?“ Darauf kann ich nie wirklich antworten. Ich kann nämlich nicht sagen, dass ich Elend gesehen habe! Obwohl ich in Indien die krassesten Gegensätze zwischen arm und reich erlebt habe und in Malawi in einem der ärmsten Länder der Welt war, kann ich nicht von Elend sprechen. Mit Elend verbinde ich „würdelos“. Allerdings kann ich nicht behaupten, dass die Menschen, mit denen ich zu tun hatte, keine Würde ausstrahlten! Ja, oft leben sie in Umständen, die gegen die Menschenwürde verstoßen: nicht ausreichend Nahrung, Trinkwasser und Kleidung, geringe oder keine Bildung, sehr eingeschränkte Lebensperspektiven, usw… Aber sie leben ihr Leben oft mit viel größerer Lebensfreude als wir und sie sind oft viel dankbarer.

Ich hoffe, ihr könnt verstehen was ich meine?! Ich will nicht sagen, die Menschen leben eben in anderen Umständen, aber es geht ihnen so gut und deshalb kann alles so bleiben wie es ist! Ich versuche zu beschreiben, dass die Menschen ihr Leben oft froh und erfüllt leben und gestalten! Trotzdem ist es einfach ungerecht, wie unterschiedlich unsere Vorraussetzungen und Möglichkeiten sind! Es ist ungerecht, dass ich ein Jahr lang so viele schöne, bereichernde Erfahrungen sammeln konnte, und jetzt ein Studium beginnen kann, was ich mir selbst aussuche; und für malawische oder indische Mädchen in meinem Alter (oder jünger) ist vielleicht eine frühe Heirat der einzige Weg, um ihre Zukunft/ ihr Überleben zu sichern. Dabei haben sie genau solche Berufsträume – nur eben keine Chancen die umzusetzen! Es gäbe noch viele, viele Beispiele was alles ungerecht ist und auf keinen Fall einfach so weitergehen darf!

Aber das habe ich auch im letzten Jahr gelernt: Es gibt viele Menschen, die sich auch für Veränderungen einsetzen und an eine gute Entwicklung glauben – ob in Indien, Malawi oder anderswo auf der Welt. Am Rajagiri College und an der St. Francis School durfte ich viele solcher Menschen kennen lernen. Und nicht nur das, ich habe auch Ideen und Projekte erlebt, die zum Ziel haben Entwicklung voran zu bringen und das auch tun! Dabei habe ich so vieles über andere Kulturen und Entwicklungszusammenarbeit gelernt. Ich muss sagen, dass ich bestimmte Abläufe und Strukturen viel besser verstehe und neue Sichtweisen bekommen habe. Das wird mir auch viel für das Studium helfen, weil ich ein sozialwissenschaftliches Fach studieren werde (was und wo genau steht noch nicht fest).

Für die Chance ein Jahr als „Missionarin auf Zeit“ in Indien und Malawi verlebt haben zu dürfen, bin ich sehr dankbar! Ich möchte mich auf diesem Weg besonders bei den Franziskanerinnen Salzkotten (für die Vorbereitung, Ermöglichung und Begeleitung) und beim Erzbistum Paderborn (für die Vorbereitung und finanzielle Unterstützung) bedanken. Außerdem vielen lieben Dank euch allen für die Aufmerksamkeit, mit der ihr meine Emails gelesen habt und die Fotos angeschaut habt. Ich danke euch für eure Rückmeldungen, Ideen und Gedanken zu den Themen, die mich in diesem Jahr beschäftigt haben. Es war wirklich schön zu wissen, dass ihr euch für meine Erfahrungen interessiert und ich mich mitteilen kann! Valare Nandi, Zikomo Kwambiri, vielen Dank!

Außerdem möchte ich euch noch einladen: Ich werde in unserer Gemeinde über meine Erfahrungen berichten und Fotos zeigen. Am Samstag, den 23.08. um 19.30 über die Erfahrungen am Rajagiri College und am Sonntag, den 21.09. um 11.30 über die Erfahrungen in Madisi. Ich würde mich freuen, wenn ihr dorthin kommen würdet (am Am Depenbrockshof 39, 33649 Bielefeld). Ansonsten erzähle ich natürlich auch gerne persönlich und zeige Fotos…

Ich wünsch euch alles Gute!

Ganz liebe Grüße,

Clara