Freitag, 23. Mai 2008

Bei der Maisernte im Schulgarten


Im Kindergarten




Ein Taenzer bei einer Messe. Der Bischof ist in unser Dorf gekommen, weil ueber 700 Jugendliche gefirmt wurden. Dementsprechend lang war auch die Messe: secheinhalb Stunden. Der Taenzer musste also ganz schoen lange schwitzen ;-)




Ein Fischerdorf am Malawisee, wo Claudia und ich vor zwei Wochen uebers Wochenende waren.



Schnorcheln im Malawisee...





Mein erstes malawisches Dress!





In dieser Rundmail möchte ich ein Experiment versuchen.... Bis jetzt habe ich meistens über Themen geschrieben, die in direktem Bezug zu dem, was ich hier erlebe, stehen. Was ich beobachte, erlebe und wie ich darüber denke. Dieses Mal will ich mit einem Zitat aus dem Buch „Tuesdays with Morrie“ von Mitch Albom beginnen: „If you’re trying to show off for people at the top, forget it. They will look down on you anyhow. And if you’re trying to show off for people at the bottom, forget it. They will only envy you. Status will get you nowhere! Only an open heart will allow you to float equally between everyone!“ (S. 127). Ich habe versucht das ins Deutsche zu überstzen, aber es ist mir nicht so gut gelungen: „Wenn du versuchst gut dazustehen vor ‚wichtigeren Menschen‘, vergiss es! Sie werden sowieso auf dich herabblicken. Und wenn du gut dastehen willst vor ‚unwichtigeren Menschen‘, vergiss es! Sie werden dich nur um deinen Status beneiden. Status bringt dir rein gar nichts. Nur ein weites Herz wird es dir möglich machen, dich gleichwertig mit anderen zu sehen!“
Dieses Zitat gefällt mir so gut. Es stimmt schon – wie oft will man Erwartungen gerecht werden, gut dastehen, jemanden beeindrucken! Ich kenne das bei mir: Ich möchte gerne schlank sein, witzig und interessant wirken, andere beeindrucken, wie gut ich dieses und jenes auf die Reihe bekomme... Dabei denke ich oft genau das Gegenteil von mir!
Aber es ist doch viel einfacher, wenn man Unsicherheiten ausspricht und sich und andere Menschen anerkennt und schätzt, wie wir sind, anstatt Fassaden aufzubauen. Vielleicht ein simple Erkenntnis, aber die Umsetzung ist glaube ich gar nicht so einfach. Man sieht es doch, bei uns dreht sich viel um den Status!
Was ich hier erlebe ist anders: Ich würde nicht sagen, dass die Menschen frei von Erwartungen sind. Die Rollenaufteilung (Mann/ Frau, Kind/Eltern,...) ist ja schon sehr festgelegt. Und man muss diesen Rollen gerecht werden. Aber vielleicht ermöglichen gerade diese vorgegebenen Rollen, dass man sich in anderen Bereichen viel freier und stärker entwickelt? Ich finde es so beeindruckend, wie deutlich sich zum Beispiel alle der zwölf Lehrer, im Kollegium der Schule hier, voneinander unterscheiden. Wie stark ihre Fähigkeiten ausgeprägt sind und sie sich auch dessen bewusst sind! „Look, I am very good at playing Keyboard now!“ (nach mehreren Monaten Unterricht bei Monika), meinte ein Lehrer neulich. Und gleichzeitig können sie auch ganz frei von ihren Schwächen sprechen und vor allem mit anderen darüber lachen. In der Flöten AG zum Beispiel, lachen wir immer gemeinsam, wenn jemand sich verspielt. Oder neulich hat ein Lehrer zur Unterhaltung bei einer Veranstaltung andere Lehrer imitiert: Alle haben gemeinsam über sich und andere gelacht.
Natürlich kann man das nicht verallgemeinern und ich denke auch nicht, dass bei uns alle gleich sind oder so sein wollen ;-) Aber hier ist es so etwas Natürliches, unterschiedlich zu sein und sich und andere mit allen Schwächen und Fähigkeiten zu akzeptieren. Das beeindruckt mich wirklich sehr und ich hoffe mir eine Scheibe davon abschneiden zu können.
Ich bin diesmal wirklich auf Rückmeldungen gespannt und hoffe ihr konntet auch etwas mit meinen Überlegungen anfangen?! Ich finde es ein bisschen gewagt, bei der kurzen Zeit, die ich erst hier bin, die Mentalitäten Deutscher und Malawier so zu vergleichen. In vielen Bereichen habe ich nämlich das Gefühl kaum etwas oder nur ganz wenig von der malawischen Kultur zu verstehen: Es gibt so viele unterschiedliche Traditionen (Rituale, Tänze,...) von denen ich erfahre, aber die mir eben sehr fremd sind. Zum Beispiel habe ich diese Woche mit meinen Religionsschülern in der sechsten Klasse über traditionelle Rituale gesprochen: Auf einmal konnte sich fast die ganze Klasse beteiligen und jeder wollte von einem Ritual berichten...
So lerne ich also auch ganz schön viel von den Schülern, was die Arbeit noch viel spannender und schöner macht!
Ich grüße euch in der Heimat ganz lieb,
eure Clara