Samstag, 21. Juni 2008

Die Trauung









Mit einigen Hochzeitsgaesten...






Schueler beim Mittagessen: Nsima-Maisbrei (schmeckt echt gut!)



Mein Kunstunterricht in der dritten Klasse: Thema Flechten

Noch mehr flechtende Schueler...





So kurz vorm Ende meines Jahres als MaZ (am 07. August komme ich zurück), fallen mir tausend Sachen ein, über die ich schreiben möchte....
Zuerst muss ich sagen, dass ich ganz verblüfft war, wie viele und positive Rückmeldungen auf meine letzte Rundmail kamen. Es hat mich teilweise wirklich überrascht, wer mir auf einmal so offen seine Gedanken zu dem Thema mitgeteilt hat... Jedenfalls freue ich mich wirklich und es hat mich darin bestätigt, wie viel angenehmer und reicher das Zusammenleben wird, wenn man offen mit Stärken, Schwächen und Unsicherheiten umgeht!
Danke!
Nun möchte ich euch ‘mal meinen Schlafanzug im Augenblick beschreiben: Jeans, zwei paar Socken, zwei Oberteile plus Fleecepullover und Mütze... Wir müssen hier wirklich frieren seit ca. einem Monat. Es ist nachts zwischen 5 und 10 Grad kalt, weil die Sonne nicht wärmen kann... Es gibt eben keine Heizungen und die Häuser sind auch nicht isoliert, sodass man besonders nachts und bei bewölktem Himmel ganz schön schlottern muss. Für mich ist es ja noch in Ordnung. Ich habe wenigstens genug Kleidung und Decken, um mich warm zu halten. Aber wenn ich oft die Kinder in dünnen Kleidchen und barfuß sehe, die sich nachts die Decke mit den Geschwistern teilen und auf einer Strohmatte auf dem Boden schlafen müssen, dann fange ich richtig zu frieren an!
Aber warme Gedanken helfen in dieser kalten Jahreszeit: Vor zwei Wochen hat ein befreundeter Lehrer geheiratet. Es war echt schön dabei zu sein und sogar mithelfen zu können. Wir haben zusammen mit einem anderen Lehrer die Kirche und das Auto der Schwestern dekoriert. Auch die Feier selbst war toll. Morgens waren wir in der Kirche zur Trauung, dann gab es Mittagessen und nachmittags hat man sich noch einmal in der Kirche versammelt zum „Perekani“. Dabei wird zusammen gesungen, getanzt und Reden über die Brautleute gehalten. Aber alles mit dem Ziel, Geschenke und Geld für das Paar zusammen zu bekommen: Alle tanzen mit Geschenken oder Geld nach vorne und um die beiden herum. Die Lebensfreude und Fröhlichkeit dieser Feier kann ich schlecht in Worten wiedergeben, aber es war richtig ansteckend! Anstatt Geld einfach in einen Umschlag zu stecken und zu überreichen, tanzt man mit seinen Scheinen nach vorne, wedelt damit in der Luft herum und schenkt sie dann dem Paar...
Nun ein ganz anderes Thema: In den letzten Tagen beschäftigt mich sehr Alinafes Schicksal, eine meiner Schülerinnen in der sechsten Klasse. Es ist ein sehr kluges und liebenswertes Mädchen, aber sie wird nach diesem Schuljahr die Schule verlassen müssen. Ihr Vater hat schon immer Probleme mit Alkohol gehabt und nun hat es so sehr zugenommen, dass er das meiste Geld versäuft, seine Arbeitsstelle verloren hat und er bald mit der ganzen Familie aus Madisi wegziehen will.
Mit dem Alkohol hat nicht nur er zu kämpfen. Es ist wirklich ein Problem hier! Viele Männer vertrinken ihr ganzes Gehalt und man begegnet ständig Betrunkenen, wenn man durchs Dorf geht. Gerade in letzter Zeit haben viele das Geld der Mais- und Tabakernte vertrunken! Und die Frauen sitzen zu Hause und können sehen wie sie die Familie über Wasser halten! Neulich habe ich gelesen: „Jeder neue Arbeitsplatz hier ist ein Schritt aus der Armut heraus!“, aber ich frage mich, ob das wahr sein kann, wo doch so oft das Gehalt für Alkohol missbraucht wird. Denn die Betrunkenen, denen man hier so oft begegnet, sind keine Gelegenheitstrinker. Das bestätigen auch die Malawier: Es gibt hier kein maßvolles Trinken, sondern wer Alkohol trinkt, ist auch abhängig!
Es bedrückt mich so, dass die Trinker nicht nur ihr eigenes Leben zerstören. Auch bei Alinafe und ihren Geschwistern. Ihnen wird die Möglichkeit einer guten Schulausbildung genommen, weil ihr Vater so abhängig ist!
Mir fällt es wirklich schwer über diese Probleme zu schreiben: Einerseits habe ich Mitleid mit den Menschen und ihrer Situation. Oft sind die Schicksale wirklich bedrückend, weil es eben nicht diese Möglichkeiten und Absicherungen wie bei uns in Deutschland gibt! Es gibt nicht einfach die Möglichkeit zu einer Therapie, soziale Absicherung oder andere Hilfestellungen....
Aber andererseits möchte ich auch nicht so ein deprimierendes Bild von ‚Afrika‘ vermitteln. Das passt nämlich überhaupt nicht! Bei all den Problemen und Schwierigkeiten, die man tagtäglich beobachtet; es sind doch viel mehr beeindruckende und wunderschöne Situationen im Umgang mit den Menschen... Zum Beispiel ist mir neulich im Bus ein Aufkleber aufgefallen, der neben der angeknacksten Windschutzscheibe hing: ‚Relax – God is in control!‘. Vertrauen in Gott und so auch in die Zukunft und in das Leben an sich sind hier wirklich einmalig. Das fällt mir jeden Tag auf und freut mich so! Wie die Kinder einem von weitem entgegen laufen und auf den Arm springen, wie die Frauen und Männer einen so freundlich anlächeln und begrüßen, auch wenn man sie nicht kennt oder wie die Menschen, immer so positiv jeden Tag neu starten und im Gebet und Glauben so viel Kraft finden!
Ich wünschte mir manchmal auch mehr von diesem Gottvertrauen und der inneren Gewissheit, dass alles gut gehen wird. Oft hat man zu sehr das Gefühl, für alles selbst verantwortlich zu sein und alles selbst in die Hand nehmen zu müssen. Man ist ja auch für sein Leben verantwortlich, aber warum soll man sich nicht immer wieder auf den Boden zurückholen – God is in control!
So werde ich also auch mal versuchen, mich vor Aufregung vor der Rückkehr nicht verrückt zu machen. Vorher steht auch noch einiges an: Meine Mutter und mein Patenonkel kommen zu Besuch und wir werden 12 Tage durch Malawi reisen und dann werden in St. Francis Abschlussprüfungen geschrieben und korrigiert...
Ganz liebe Grüße aus dem kalten Malawi ins hoffentlich sommerliche Deutschland ;-)
Clara

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