Freitag, 18. Juli 2008

Der Dorfmarkt von Madisi


'Unser' Frauenchor, in Claudia, Moni und ich mitsingen.


'Dorffrauen' - diejeniegen hier, die am staerksten sind! In der prallen Sonne Kinder und Holz in schleppen!


Einige der Schueler


Ein Foto aus dem Kindergarten...


Nun schreibe ich zum letzten Mal eine Rundmail aus Malawi. Ich habe noch vor einmal nach meiner Rückkehr zu berichten, wie ich Indien und Malawi vergleiche und wie ich mein Jahr als MaZ insgesamt sehe.
Jetzt möchte ich mich aber noch auf Malawi und meine Erfahrungen hier beschränken. Mir ist aufgefallen, dass ich bisher kaum über das Thema HIV/ Aids geschrieben habe. Dabei ist es so ein wichtiges Thema hier! Knapp 40 % der Bevölkerung ist HIV-positiv!
Oft hat man die Vorstellung, dass nichts zur Aufklärung und Bekämpfung der Krankheit getan wird. Aber das entspricht nicht unbedingt der Wirklichkeit... Es gibt viele Kampagnen zur Aufklärung, Theaterstücke, Aktionstage in Krankenhäusern und man bespricht das Thema in vielen Unterrichtsfächern. Zum Beispiel war es Teil meines Lehrplans in Religion und Englisch. Es wird also vieles gegen die Ausbreitung der Krankheit getan. Auch Kondome, Aidstests und Medikamente sind kostenlos zugänglich.
Gerade wegen all dieser Unterstützung dabei, die Krankheit einzudämmen, erschüttert mich so sehr, dass sich HIV/ Aids immer weiter verbreitet. Man könnte es ja vermeiden! Ein Gespräch mit Schwester Klara hat mir mehr Verständnis für die Situation gegeben. Sie sagt, dass Aids mit der Armut zusammenhängt und so lange die Armut hier ein solches Ausmaß hat, könne man auch keine großen Fortschritte im Bezug auf Aids erwarten. Ich glaube sie hat recht. Die meisten Menschen haben kaum Perspektiven für die Zukunft, warum sollen sie dann so weit in die Zukunft blicken und sich ernsthaft mit HIV auseinandersetzen? Man weiß nicht, ob man am nächsten Tag genug zu essen haben wird, warum soll man sich dann so sehr um gesundheitliche Probleme sorgen, die vielleicht erst in einigen Jahren wirklich auftreten? Die Mentalität ist hier ohnehin so, dass man sehr auf den Augenblick bezogen lebt. Zu viel Planung und Vorsichtsmaßnahmen stören dabei – man weiß ja nicht wie der morgige Tag ist... So gesehen scheint es fast ausweglos, die Verbreitung von HIV stoppen zu wollen. Aber meine Hoffnung liegt in Projekten wie der St. Francis Schule: So wird den Kindern eine Perspektive im Leben geboten und etwas gegen die Armut hier getan.
Mich beeindruckt dabei sehr die Ausdauer der Schwestern. Seit 24 Jahren ist Schwester Klara nun in Madisi und sagt selbst: „Ich habe ganz früh meine großen Erwartungen aufgegeben. Man muss sich an den kleinen Erfolgen freuen können.“ Diese Zuversicht und der Glaube daran, dass man in kleinen Schritten Veränderung erreichen kann, finde ich bewundernswert. Dass dies überhaupt möglich ist, liegt meiner Meinung nach an der Struktur von Missionsarbeit. Die Schwestern sind nicht auf ‚Blitzerfolge‘ angewiesen, um ihre Arbeit zu finanzieren. Sie sehen den Sinn im Zusammenleben mit den Malawiern und gemeinsamen Arbeiten an Lösungen. Dafür braucht man viel Zeit und Geduld. Ein Zusammenleben kann doch kaum möglich sein, wenn man sofort anfangen will, die andere Kultur umzukrempeln. Die Erfahrung hier hat meinen Blick auf Missionsarbeit wirklich verändert: Es ist toll, wie die Schwestern so eine lange Zeit hier leben, sich auf die Menschen und Kultur einlassen und sie wertschätzen und gleichzeitig gemeinsam mit der Bevölkerung Wege suchen, um die Situation zu verbessern. Dabei geht es überhaupt nicht um Bekehrung! Der christliche Glaube ist für die Schwestern Antrieb, Kraft und Bestärkung in der Arbeit hier - sie setzen das christliche Prinzip der Nächstenliebe in die Tat um!
Natürlich beschäftigt mich im Augenblick sehr der Abschied von hier. Es kommt mir noch so unwirklich vor, dabei sind es nun weniger als drei Wochen, bis ich das Projekt verlasse. Ich bin unglaublich froh so viele liebenswerte Menschen hier kennengelernt zu haben (Schüler, Kinder, Lehrer, Angestellte....) von deren Freundlichkeit und Lebensfreude ich so vieles gelernt habe! Auch die Arbeit als ‚Lehrerin‘ hat mich geprägt – dass ich mehrere Klassen mit ca. 70 Schülern einen Term lang unterrichtet habe, Stunden vorbereiten musste, neue Methoden ausdenken usw.... Dabei hatte ich natürlich viele Schwierigkeiten, weil diese Arbeit für mich neu ist, ich mit einer ganz anderen Kultur und Art zu Lernen konfrontiert bin und Autorität nicht gerade meine größte Stärke ist.... Aber es hat mir wirklich Spaß gemacht und war eine richtig gute Zeit und Erfahrung, für die ich sehr dankbar bin.
Nun bin ich aber auch sehr gespannt auf zu Hause. Ich freue mich, euch alle wiederzusehen und zu hören, wie es euch im letzten Jahr ergangen ist!
Ganz liebe Grüße und bis bald!
Clara

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