Donnerstag, 14. August 2008

Mr. Kennedy, der mir zum Abschied einen Drahtvogel geschenkt hat.



Zum Abschied haben wir für die Schwestern gekocht... Das Bild entstand danach (es ist also allen bekommen...).



Unser Abschied in der Schule



Eine letzte Tour mit dem Schulbus.



Markt in Lilongwe



Dies ist also meine letzte Rundmail. Mittlerweile bin ich seit einer Woche zurück in der Heimat. Was mich erstaunt hat: Ich habe auch wirklich das Gefühl daheim zu sein! Natürlich habe ich mich vorher sehr auf meine Familie und Freunde hier gefreut, aber ich hatte auch ganz schön Angst, dass mir alles fremd und komisch vorkommen würde. Aber wie gesagt –Es ist doch alles vertraut…

Eine Frage, die mir oft gestellt wird ist: „Wie konntest du mit dem Elend umgehen, das du miterlebt und gesehen hast?“ Darauf kann ich nie wirklich antworten. Ich kann nämlich nicht sagen, dass ich Elend gesehen habe! Obwohl ich in Indien die krassesten Gegensätze zwischen arm und reich erlebt habe und in Malawi in einem der ärmsten Länder der Welt war, kann ich nicht von Elend sprechen. Mit Elend verbinde ich „würdelos“. Allerdings kann ich nicht behaupten, dass die Menschen, mit denen ich zu tun hatte, keine Würde ausstrahlten! Ja, oft leben sie in Umständen, die gegen die Menschenwürde verstoßen: nicht ausreichend Nahrung, Trinkwasser und Kleidung, geringe oder keine Bildung, sehr eingeschränkte Lebensperspektiven, usw… Aber sie leben ihr Leben oft mit viel größerer Lebensfreude als wir und sie sind oft viel dankbarer.

Ich hoffe, ihr könnt verstehen was ich meine?! Ich will nicht sagen, die Menschen leben eben in anderen Umständen, aber es geht ihnen so gut und deshalb kann alles so bleiben wie es ist! Ich versuche zu beschreiben, dass die Menschen ihr Leben oft froh und erfüllt leben und gestalten! Trotzdem ist es einfach ungerecht, wie unterschiedlich unsere Vorraussetzungen und Möglichkeiten sind! Es ist ungerecht, dass ich ein Jahr lang so viele schöne, bereichernde Erfahrungen sammeln konnte, und jetzt ein Studium beginnen kann, was ich mir selbst aussuche; und für malawische oder indische Mädchen in meinem Alter (oder jünger) ist vielleicht eine frühe Heirat der einzige Weg, um ihre Zukunft/ ihr Überleben zu sichern. Dabei haben sie genau solche Berufsträume – nur eben keine Chancen die umzusetzen! Es gäbe noch viele, viele Beispiele was alles ungerecht ist und auf keinen Fall einfach so weitergehen darf!

Aber das habe ich auch im letzten Jahr gelernt: Es gibt viele Menschen, die sich auch für Veränderungen einsetzen und an eine gute Entwicklung glauben – ob in Indien, Malawi oder anderswo auf der Welt. Am Rajagiri College und an der St. Francis School durfte ich viele solcher Menschen kennen lernen. Und nicht nur das, ich habe auch Ideen und Projekte erlebt, die zum Ziel haben Entwicklung voran zu bringen und das auch tun! Dabei habe ich so vieles über andere Kulturen und Entwicklungszusammenarbeit gelernt. Ich muss sagen, dass ich bestimmte Abläufe und Strukturen viel besser verstehe und neue Sichtweisen bekommen habe. Das wird mir auch viel für das Studium helfen, weil ich ein sozialwissenschaftliches Fach studieren werde (was und wo genau steht noch nicht fest).

Für die Chance ein Jahr als „Missionarin auf Zeit“ in Indien und Malawi verlebt haben zu dürfen, bin ich sehr dankbar! Ich möchte mich auf diesem Weg besonders bei den Franziskanerinnen Salzkotten (für die Vorbereitung, Ermöglichung und Begeleitung) und beim Erzbistum Paderborn (für die Vorbereitung und finanzielle Unterstützung) bedanken. Außerdem vielen lieben Dank euch allen für die Aufmerksamkeit, mit der ihr meine Emails gelesen habt und die Fotos angeschaut habt. Ich danke euch für eure Rückmeldungen, Ideen und Gedanken zu den Themen, die mich in diesem Jahr beschäftigt haben. Es war wirklich schön zu wissen, dass ihr euch für meine Erfahrungen interessiert und ich mich mitteilen kann! Valare Nandi, Zikomo Kwambiri, vielen Dank!

Außerdem möchte ich euch noch einladen: Ich werde in unserer Gemeinde über meine Erfahrungen berichten und Fotos zeigen. Am Samstag, den 23.08. um 19.30 über die Erfahrungen am Rajagiri College und am Sonntag, den 21.09. um 11.30 über die Erfahrungen in Madisi. Ich würde mich freuen, wenn ihr dorthin kommen würdet (am Am Depenbrockshof 39, 33649 Bielefeld). Ansonsten erzähle ich natürlich auch gerne persönlich und zeige Fotos…

Ich wünsch euch alles Gute!

Ganz liebe Grüße,

Clara

Freitag, 18. Juli 2008

Der Dorfmarkt von Madisi


'Unser' Frauenchor, in Claudia, Moni und ich mitsingen.


'Dorffrauen' - diejeniegen hier, die am staerksten sind! In der prallen Sonne Kinder und Holz in schleppen!


Einige der Schueler


Ein Foto aus dem Kindergarten...


Nun schreibe ich zum letzten Mal eine Rundmail aus Malawi. Ich habe noch vor einmal nach meiner Rückkehr zu berichten, wie ich Indien und Malawi vergleiche und wie ich mein Jahr als MaZ insgesamt sehe.
Jetzt möchte ich mich aber noch auf Malawi und meine Erfahrungen hier beschränken. Mir ist aufgefallen, dass ich bisher kaum über das Thema HIV/ Aids geschrieben habe. Dabei ist es so ein wichtiges Thema hier! Knapp 40 % der Bevölkerung ist HIV-positiv!
Oft hat man die Vorstellung, dass nichts zur Aufklärung und Bekämpfung der Krankheit getan wird. Aber das entspricht nicht unbedingt der Wirklichkeit... Es gibt viele Kampagnen zur Aufklärung, Theaterstücke, Aktionstage in Krankenhäusern und man bespricht das Thema in vielen Unterrichtsfächern. Zum Beispiel war es Teil meines Lehrplans in Religion und Englisch. Es wird also vieles gegen die Ausbreitung der Krankheit getan. Auch Kondome, Aidstests und Medikamente sind kostenlos zugänglich.
Gerade wegen all dieser Unterstützung dabei, die Krankheit einzudämmen, erschüttert mich so sehr, dass sich HIV/ Aids immer weiter verbreitet. Man könnte es ja vermeiden! Ein Gespräch mit Schwester Klara hat mir mehr Verständnis für die Situation gegeben. Sie sagt, dass Aids mit der Armut zusammenhängt und so lange die Armut hier ein solches Ausmaß hat, könne man auch keine großen Fortschritte im Bezug auf Aids erwarten. Ich glaube sie hat recht. Die meisten Menschen haben kaum Perspektiven für die Zukunft, warum sollen sie dann so weit in die Zukunft blicken und sich ernsthaft mit HIV auseinandersetzen? Man weiß nicht, ob man am nächsten Tag genug zu essen haben wird, warum soll man sich dann so sehr um gesundheitliche Probleme sorgen, die vielleicht erst in einigen Jahren wirklich auftreten? Die Mentalität ist hier ohnehin so, dass man sehr auf den Augenblick bezogen lebt. Zu viel Planung und Vorsichtsmaßnahmen stören dabei – man weiß ja nicht wie der morgige Tag ist... So gesehen scheint es fast ausweglos, die Verbreitung von HIV stoppen zu wollen. Aber meine Hoffnung liegt in Projekten wie der St. Francis Schule: So wird den Kindern eine Perspektive im Leben geboten und etwas gegen die Armut hier getan.
Mich beeindruckt dabei sehr die Ausdauer der Schwestern. Seit 24 Jahren ist Schwester Klara nun in Madisi und sagt selbst: „Ich habe ganz früh meine großen Erwartungen aufgegeben. Man muss sich an den kleinen Erfolgen freuen können.“ Diese Zuversicht und der Glaube daran, dass man in kleinen Schritten Veränderung erreichen kann, finde ich bewundernswert. Dass dies überhaupt möglich ist, liegt meiner Meinung nach an der Struktur von Missionsarbeit. Die Schwestern sind nicht auf ‚Blitzerfolge‘ angewiesen, um ihre Arbeit zu finanzieren. Sie sehen den Sinn im Zusammenleben mit den Malawiern und gemeinsamen Arbeiten an Lösungen. Dafür braucht man viel Zeit und Geduld. Ein Zusammenleben kann doch kaum möglich sein, wenn man sofort anfangen will, die andere Kultur umzukrempeln. Die Erfahrung hier hat meinen Blick auf Missionsarbeit wirklich verändert: Es ist toll, wie die Schwestern so eine lange Zeit hier leben, sich auf die Menschen und Kultur einlassen und sie wertschätzen und gleichzeitig gemeinsam mit der Bevölkerung Wege suchen, um die Situation zu verbessern. Dabei geht es überhaupt nicht um Bekehrung! Der christliche Glaube ist für die Schwestern Antrieb, Kraft und Bestärkung in der Arbeit hier - sie setzen das christliche Prinzip der Nächstenliebe in die Tat um!
Natürlich beschäftigt mich im Augenblick sehr der Abschied von hier. Es kommt mir noch so unwirklich vor, dabei sind es nun weniger als drei Wochen, bis ich das Projekt verlasse. Ich bin unglaublich froh so viele liebenswerte Menschen hier kennengelernt zu haben (Schüler, Kinder, Lehrer, Angestellte....) von deren Freundlichkeit und Lebensfreude ich so vieles gelernt habe! Auch die Arbeit als ‚Lehrerin‘ hat mich geprägt – dass ich mehrere Klassen mit ca. 70 Schülern einen Term lang unterrichtet habe, Stunden vorbereiten musste, neue Methoden ausdenken usw.... Dabei hatte ich natürlich viele Schwierigkeiten, weil diese Arbeit für mich neu ist, ich mit einer ganz anderen Kultur und Art zu Lernen konfrontiert bin und Autorität nicht gerade meine größte Stärke ist.... Aber es hat mir wirklich Spaß gemacht und war eine richtig gute Zeit und Erfahrung, für die ich sehr dankbar bin.
Nun bin ich aber auch sehr gespannt auf zu Hause. Ich freue mich, euch alle wiederzusehen und zu hören, wie es euch im letzten Jahr ergangen ist!
Ganz liebe Grüße und bis bald!
Clara

Samstag, 21. Juni 2008

Die Trauung









Mit einigen Hochzeitsgaesten...






Schueler beim Mittagessen: Nsima-Maisbrei (schmeckt echt gut!)



Mein Kunstunterricht in der dritten Klasse: Thema Flechten

Noch mehr flechtende Schueler...





So kurz vorm Ende meines Jahres als MaZ (am 07. August komme ich zurück), fallen mir tausend Sachen ein, über die ich schreiben möchte....
Zuerst muss ich sagen, dass ich ganz verblüfft war, wie viele und positive Rückmeldungen auf meine letzte Rundmail kamen. Es hat mich teilweise wirklich überrascht, wer mir auf einmal so offen seine Gedanken zu dem Thema mitgeteilt hat... Jedenfalls freue ich mich wirklich und es hat mich darin bestätigt, wie viel angenehmer und reicher das Zusammenleben wird, wenn man offen mit Stärken, Schwächen und Unsicherheiten umgeht!
Danke!
Nun möchte ich euch ‘mal meinen Schlafanzug im Augenblick beschreiben: Jeans, zwei paar Socken, zwei Oberteile plus Fleecepullover und Mütze... Wir müssen hier wirklich frieren seit ca. einem Monat. Es ist nachts zwischen 5 und 10 Grad kalt, weil die Sonne nicht wärmen kann... Es gibt eben keine Heizungen und die Häuser sind auch nicht isoliert, sodass man besonders nachts und bei bewölktem Himmel ganz schön schlottern muss. Für mich ist es ja noch in Ordnung. Ich habe wenigstens genug Kleidung und Decken, um mich warm zu halten. Aber wenn ich oft die Kinder in dünnen Kleidchen und barfuß sehe, die sich nachts die Decke mit den Geschwistern teilen und auf einer Strohmatte auf dem Boden schlafen müssen, dann fange ich richtig zu frieren an!
Aber warme Gedanken helfen in dieser kalten Jahreszeit: Vor zwei Wochen hat ein befreundeter Lehrer geheiratet. Es war echt schön dabei zu sein und sogar mithelfen zu können. Wir haben zusammen mit einem anderen Lehrer die Kirche und das Auto der Schwestern dekoriert. Auch die Feier selbst war toll. Morgens waren wir in der Kirche zur Trauung, dann gab es Mittagessen und nachmittags hat man sich noch einmal in der Kirche versammelt zum „Perekani“. Dabei wird zusammen gesungen, getanzt und Reden über die Brautleute gehalten. Aber alles mit dem Ziel, Geschenke und Geld für das Paar zusammen zu bekommen: Alle tanzen mit Geschenken oder Geld nach vorne und um die beiden herum. Die Lebensfreude und Fröhlichkeit dieser Feier kann ich schlecht in Worten wiedergeben, aber es war richtig ansteckend! Anstatt Geld einfach in einen Umschlag zu stecken und zu überreichen, tanzt man mit seinen Scheinen nach vorne, wedelt damit in der Luft herum und schenkt sie dann dem Paar...
Nun ein ganz anderes Thema: In den letzten Tagen beschäftigt mich sehr Alinafes Schicksal, eine meiner Schülerinnen in der sechsten Klasse. Es ist ein sehr kluges und liebenswertes Mädchen, aber sie wird nach diesem Schuljahr die Schule verlassen müssen. Ihr Vater hat schon immer Probleme mit Alkohol gehabt und nun hat es so sehr zugenommen, dass er das meiste Geld versäuft, seine Arbeitsstelle verloren hat und er bald mit der ganzen Familie aus Madisi wegziehen will.
Mit dem Alkohol hat nicht nur er zu kämpfen. Es ist wirklich ein Problem hier! Viele Männer vertrinken ihr ganzes Gehalt und man begegnet ständig Betrunkenen, wenn man durchs Dorf geht. Gerade in letzter Zeit haben viele das Geld der Mais- und Tabakernte vertrunken! Und die Frauen sitzen zu Hause und können sehen wie sie die Familie über Wasser halten! Neulich habe ich gelesen: „Jeder neue Arbeitsplatz hier ist ein Schritt aus der Armut heraus!“, aber ich frage mich, ob das wahr sein kann, wo doch so oft das Gehalt für Alkohol missbraucht wird. Denn die Betrunkenen, denen man hier so oft begegnet, sind keine Gelegenheitstrinker. Das bestätigen auch die Malawier: Es gibt hier kein maßvolles Trinken, sondern wer Alkohol trinkt, ist auch abhängig!
Es bedrückt mich so, dass die Trinker nicht nur ihr eigenes Leben zerstören. Auch bei Alinafe und ihren Geschwistern. Ihnen wird die Möglichkeit einer guten Schulausbildung genommen, weil ihr Vater so abhängig ist!
Mir fällt es wirklich schwer über diese Probleme zu schreiben: Einerseits habe ich Mitleid mit den Menschen und ihrer Situation. Oft sind die Schicksale wirklich bedrückend, weil es eben nicht diese Möglichkeiten und Absicherungen wie bei uns in Deutschland gibt! Es gibt nicht einfach die Möglichkeit zu einer Therapie, soziale Absicherung oder andere Hilfestellungen....
Aber andererseits möchte ich auch nicht so ein deprimierendes Bild von ‚Afrika‘ vermitteln. Das passt nämlich überhaupt nicht! Bei all den Problemen und Schwierigkeiten, die man tagtäglich beobachtet; es sind doch viel mehr beeindruckende und wunderschöne Situationen im Umgang mit den Menschen... Zum Beispiel ist mir neulich im Bus ein Aufkleber aufgefallen, der neben der angeknacksten Windschutzscheibe hing: ‚Relax – God is in control!‘. Vertrauen in Gott und so auch in die Zukunft und in das Leben an sich sind hier wirklich einmalig. Das fällt mir jeden Tag auf und freut mich so! Wie die Kinder einem von weitem entgegen laufen und auf den Arm springen, wie die Frauen und Männer einen so freundlich anlächeln und begrüßen, auch wenn man sie nicht kennt oder wie die Menschen, immer so positiv jeden Tag neu starten und im Gebet und Glauben so viel Kraft finden!
Ich wünschte mir manchmal auch mehr von diesem Gottvertrauen und der inneren Gewissheit, dass alles gut gehen wird. Oft hat man zu sehr das Gefühl, für alles selbst verantwortlich zu sein und alles selbst in die Hand nehmen zu müssen. Man ist ja auch für sein Leben verantwortlich, aber warum soll man sich nicht immer wieder auf den Boden zurückholen – God is in control!
So werde ich also auch mal versuchen, mich vor Aufregung vor der Rückkehr nicht verrückt zu machen. Vorher steht auch noch einiges an: Meine Mutter und mein Patenonkel kommen zu Besuch und wir werden 12 Tage durch Malawi reisen und dann werden in St. Francis Abschlussprüfungen geschrieben und korrigiert...
Ganz liebe Grüße aus dem kalten Malawi ins hoffentlich sommerliche Deutschland ;-)
Clara

Freitag, 23. Mai 2008

Bei der Maisernte im Schulgarten


Im Kindergarten




Ein Taenzer bei einer Messe. Der Bischof ist in unser Dorf gekommen, weil ueber 700 Jugendliche gefirmt wurden. Dementsprechend lang war auch die Messe: secheinhalb Stunden. Der Taenzer musste also ganz schoen lange schwitzen ;-)




Ein Fischerdorf am Malawisee, wo Claudia und ich vor zwei Wochen uebers Wochenende waren.



Schnorcheln im Malawisee...





Mein erstes malawisches Dress!





In dieser Rundmail möchte ich ein Experiment versuchen.... Bis jetzt habe ich meistens über Themen geschrieben, die in direktem Bezug zu dem, was ich hier erlebe, stehen. Was ich beobachte, erlebe und wie ich darüber denke. Dieses Mal will ich mit einem Zitat aus dem Buch „Tuesdays with Morrie“ von Mitch Albom beginnen: „If you’re trying to show off for people at the top, forget it. They will look down on you anyhow. And if you’re trying to show off for people at the bottom, forget it. They will only envy you. Status will get you nowhere! Only an open heart will allow you to float equally between everyone!“ (S. 127). Ich habe versucht das ins Deutsche zu überstzen, aber es ist mir nicht so gut gelungen: „Wenn du versuchst gut dazustehen vor ‚wichtigeren Menschen‘, vergiss es! Sie werden sowieso auf dich herabblicken. Und wenn du gut dastehen willst vor ‚unwichtigeren Menschen‘, vergiss es! Sie werden dich nur um deinen Status beneiden. Status bringt dir rein gar nichts. Nur ein weites Herz wird es dir möglich machen, dich gleichwertig mit anderen zu sehen!“
Dieses Zitat gefällt mir so gut. Es stimmt schon – wie oft will man Erwartungen gerecht werden, gut dastehen, jemanden beeindrucken! Ich kenne das bei mir: Ich möchte gerne schlank sein, witzig und interessant wirken, andere beeindrucken, wie gut ich dieses und jenes auf die Reihe bekomme... Dabei denke ich oft genau das Gegenteil von mir!
Aber es ist doch viel einfacher, wenn man Unsicherheiten ausspricht und sich und andere Menschen anerkennt und schätzt, wie wir sind, anstatt Fassaden aufzubauen. Vielleicht ein simple Erkenntnis, aber die Umsetzung ist glaube ich gar nicht so einfach. Man sieht es doch, bei uns dreht sich viel um den Status!
Was ich hier erlebe ist anders: Ich würde nicht sagen, dass die Menschen frei von Erwartungen sind. Die Rollenaufteilung (Mann/ Frau, Kind/Eltern,...) ist ja schon sehr festgelegt. Und man muss diesen Rollen gerecht werden. Aber vielleicht ermöglichen gerade diese vorgegebenen Rollen, dass man sich in anderen Bereichen viel freier und stärker entwickelt? Ich finde es so beeindruckend, wie deutlich sich zum Beispiel alle der zwölf Lehrer, im Kollegium der Schule hier, voneinander unterscheiden. Wie stark ihre Fähigkeiten ausgeprägt sind und sie sich auch dessen bewusst sind! „Look, I am very good at playing Keyboard now!“ (nach mehreren Monaten Unterricht bei Monika), meinte ein Lehrer neulich. Und gleichzeitig können sie auch ganz frei von ihren Schwächen sprechen und vor allem mit anderen darüber lachen. In der Flöten AG zum Beispiel, lachen wir immer gemeinsam, wenn jemand sich verspielt. Oder neulich hat ein Lehrer zur Unterhaltung bei einer Veranstaltung andere Lehrer imitiert: Alle haben gemeinsam über sich und andere gelacht.
Natürlich kann man das nicht verallgemeinern und ich denke auch nicht, dass bei uns alle gleich sind oder so sein wollen ;-) Aber hier ist es so etwas Natürliches, unterschiedlich zu sein und sich und andere mit allen Schwächen und Fähigkeiten zu akzeptieren. Das beeindruckt mich wirklich sehr und ich hoffe mir eine Scheibe davon abschneiden zu können.
Ich bin diesmal wirklich auf Rückmeldungen gespannt und hoffe ihr konntet auch etwas mit meinen Überlegungen anfangen?! Ich finde es ein bisschen gewagt, bei der kurzen Zeit, die ich erst hier bin, die Mentalitäten Deutscher und Malawier so zu vergleichen. In vielen Bereichen habe ich nämlich das Gefühl kaum etwas oder nur ganz wenig von der malawischen Kultur zu verstehen: Es gibt so viele unterschiedliche Traditionen (Rituale, Tänze,...) von denen ich erfahre, aber die mir eben sehr fremd sind. Zum Beispiel habe ich diese Woche mit meinen Religionsschülern in der sechsten Klasse über traditionelle Rituale gesprochen: Auf einmal konnte sich fast die ganze Klasse beteiligen und jeder wollte von einem Ritual berichten...
So lerne ich also auch ganz schön viel von den Schülern, was die Arbeit noch viel spannender und schöner macht!
Ich grüße euch in der Heimat ganz lieb,
eure Clara

Samstag, 26. April 2008

Ein Theaterstueck in der Schule: Es ging um die Vorbeugung gegen Malaria und moegliche Folgen



Mit einigen meiner Schueler!



Kinder verkaufen am Strassenrand 'Mandasi' (wie Berliner nur ohne Fuellung)


Im Krankenhaus mit zwei Schwesternhelferinnen


Vor zwei Wochen kam ein riesiger Container aus Deutschland mit Kleidung, Decken etc. fuer die Waisenkinder. So sah es aus, als er ausgeraeumt wurde.



Die Schwestern mit den Mitarbeitern und Lehrern aus der Schule.


26.04.2008

Seit der letzten Rundmail sind so viele Dinge passiert, die ich gerne berichten möchte. Die Schule war geschlossen wegen Osterferien; weshalb Claudia und ich zwei Wochen lang im Krankenhaus mitgearbeitet haben. Die erste Woche war ich auf der Station für Erwachsene, in der zweiten Woche auf der Kinderstation. Es ist gar nicht einfach meine Eindrücken dort zu beschreiben. Die meisten Patienten hatten Tuberkulose (oft als Folge von AIDS), oder Malaria. Malaria ist eine der häufigsten Todesursachen hier, weil viele zu spät ins Krankenhaus gehen. Während meiner Zeit im Krankenhaus ist auch ein Mädchen an Malaria gestorben: Die Eltern sind zu spät mit ihm ins Krankenhaus gekommen, weil sie mit der Tabakernte beschäftigt waren! Ich sehe hier oft, wie Kinder wirklich Opfer der Ungerechtigkeit werden. Zum Beispiel stand vor kurzem ein zwölfjähriger Junge vor unserem Tor, den wir in einer anderen Stadt kennengelernt hatten. Er erzählte uns eine ausführliche Geschichte: er sei von seiner Stiefmutter zuhause weggeschickt worden, dann mit seinem Onkel nach Madisi gekommen, aber dieser habe ihn auch weggeschickt, weil es keinen Platz mehr für ihn gebe.Er fragte uns, ob er bei uns übernachten könne. Wir konnten ihn nicht einfach in unser Haus nehmen, also sind wir zum Krankenhaus, wo er für eine Nacht schlafen konnte. Wie kann man in solch einer Situation richtig handeln? Ich kam mir richtig blöd und bonzig vor, den Jungen nicht einfach in unser Haus nehmen zu können. Aber es ist einfach so schwer einzuschätzen, was wahr ist, ob er von jemandem geschickt wurde zum betteln (oder vielleicht sogar zum Stehlen) oder ob die Geschichte stimmt. In jedem Fall kann man nur Mitleid mit diesem Jungen haben. Egal warum um Hilfe bittet: Er kann selbst nichts für die Situation. Ich fühle mich unglaublich wütend und hilflos gegenüber solcher Ungerechtigkeit. Aber zum Glück beschäftige ich mich ja auch noch mit ganz vielen anderen Dingen: Ich laufe also nicht ständig bekümmert über die Ungerechtigkeit in der Welt herum ;-) Vielleicht habe ich auch schon ein wenig von der Mentalität der Menschen hier angenommen?! Ich habe ja schon von der Lebensfreude und Freundlichkeit geschrieben, die sie ausstrahlen. Ich würde es so beschreiben, dass sie ganz stark im jeweiligen Augenblick leben. Also viele Momente ganz fröhlich und freudig leben! Letzteres ist mir an Ostern besonders aufgefallen: Die Feier der Osternacht hat dreieinhalb Stunden gedauert, in denen so viel gesungen und getanzt wurde. Es war ein wirkliches Fest in der Kirche... Aber auch im Kleinen erlebe ich jeden Tag diese Lebensfreude: im offenen, vollen Lachen; in der Großzügigkeit; im freundlichen und respektvollen Umgang miteinander... Seit drei Wochen unterrichte ich selbstständig an der Schule. In der 3. Klasse Kunst, in der 5. Klasse Englisch und Religion und in der 6. Und 7. Klasse Religion. Es klappt natürlich nicht immer alles so, wie ich es mir vorstelle, aber ich haette nie gedacht, dass das Unterrichten so viel Spass machen kann!Bei den rund 70 Schülern pro Klasse gibt es ganz andere Methoden, die Schüler ‚bei Laune zu halten‘, als ich gewohnt bin. Zum Beispiel ist es hier ganz üblich, den Unterricht zwischendurch zu unterbrechen, alle Schüler aufstehen zu lassen und gemeinsam ein Lied zu singen oder ein bisschen ‚Gymnastik‘ zu machen... Ein paar neue Lieder habe ich auch schon eingeführt und jetzt treffe ich öfter, wenn ich durchs Dorf laufe, auf Kinder, die mir vorsingen und -tanzen. Hoffentlich merken sie sich auch noch andere Inhalte aus meinem Unterricht!

Samstag, 15. März 2008

15.03.2008

9. Rundmail

Nach einem Monat Malawi bin ich auch mit dem Kopf hier angekommen. Einige Erlebnisse und Erfahrungen haben dazu beigetragen...
Letzte Woche bin ich krank geworden, die Diagnose war: Malaria. Es war nicht besonders angenehm (Fieber, Schwäche, Erbrechen); aber mit guter Pflege, Medikamenten und Bettruhe, war ich schon nach drei Tagen wieder gesund. Vorher hatte ich gedacht, Malaria müsste ganz schrecklich sein, aber so schlecht ging es mir gar nicht.
Aber es haben auch schöne Erlebnisse dazu beigetragen, dass ich mich hier auch schon zu Hause fühle... Zum Beispiel die Arbeit in der Schule: Ich konnte zwar noch nicht selbstständig unterrichten, das fange ich erst im nächsten ‚Term‘ an (nach den Osterferien, also Anfang April). Aber ich konnte Unterricht anschauen und dabei helfen, habe in der Küche mitgearbeitet, beim Unterricht vorbereiten und korrigieren geholfen und bei AGs mitgeholfen. Wir haben die Tradition von früheren Freiwilligen übernommen und eine Blockflöten AG begonnen. Da 20 Kinder, die gleichzeitig in Blockflöten tröten sehr anstrengend sind, haben wir die Gruppe geteilt. Ich übe nun mit einer Gruppe von 6-8 Jungen aus der fünften und sechsten Klasse ‚He’s got the whole world‘. Es ist total schön zu sehen, wie sie sich freuen, wenn sie die Melodie richtig spielen, und wie sie sich auch gegenseitig helfen.
Musik ist hier sowieso sehr wichtig: Es gibt unglaublich viele Chöre. Bei zwei Chören waren wir schon bei einigen Proben, und mit einem Chor sind wir vor zwei Wochen zu einem Auftritt gefahren. Der Sinn war, Spenden zu sammeln, damit ein Haus für den dortigen Pfarrer gebaut werden kann. Wir sind am Samstag Abend angekommen, und haben gleich zwei Stunden gesungen und getanzt. Am nächsten Morgen ging es weiter mit einem Gottesdienst, der ungefähr fünf Stunden dauerte! Dabei haben wir auch gesungen und getanzt... Ich schreibe das hier so einfach hin: ‚wir haben gesungen und getanzt‘, aber so einfach ist das für mich natürlich nicht. Nicht nur die Texte und Melodien der Lieder sind mir noch fremd, sondern natürlich auch die Bewegungen dazu. Die Malawier haben das eben einfach ‚im Blut‘, da kann ich mir noch eine große Scheibe von abschneiden...
Aber es war wirklich beeindruckend, solch einen langen, fröhlichen und lebendigen Gottesdienst zu erleben. Die Menschen strahlen oft eine ganz große Lebensfreude aus!
Leider fällt es mir nach einem Monat noch sehr schwer, die Verhältnisse, in denen die Menschen hier leben zu begreifen. Wenn ich morgens mitfahre, die Kinder zur Schule abzuholen und die Dörfer, in denen sie wohnen sehe, kommt mir alles so unwirklich vor. Es ist so schwer vorstellbar, dass sie in solchen einfachen Lehmhütten ohne Strom und Wasser leben. Es kommt mir oft eher vor wie ein Museum.
Und obwohl ich hier schon einfacher lebe, als in Deutschland, habe ich dennoch ein ganz anderes Zuhause als diese Kinder. Es fällt mir sehr schwer diese Unterschiede und diese Ungerechtigkeit zu verstehen. Aber das hier ist bestimmt der richtige Ort, um ein besseres Verständnis dafür zu bekommen; oder auch nicht, denn ich glaube nicht, dass man diese Gegensätze überhaupt verstehen kann...
Ich wünsche Euch und Ihnen ganz schöne Ostern, freut euch des Lebens und genießt die freien Tage...
Clara


So sah der 5-stuendige Gottesdienst aus.



Ein paar liebe Kinder bei dem Chorauftritt.


So schoen sieht's in Madisi aus...


'Morning Assembly' in der Schule


Auch in der Schule: Beim Mittagessen Kochen. Dabei habe ich in den letzten Wochen auch oefter mitgeholfen

Freitag, 22. Februar 2008

23.02.2008

Seit einer Woche bin ich nun in Malawi. Aber ich habe das Gefühl, schon länger hier zu sein, weil ich jeden Tag so viel Neues erlebe.
Deshalb weiß ich auch gar nicht, womit ich anfangen soll...
Vielleicht beschreibe ich erst einmal, wie es hier genau aussieht: Ich lebe zusammen mit zwei anderen Freiwilligen (Claudia und Monika) in einem kleinen Haus neben der Kommunität der Franziskanerinnen, in deren Projekt ich mitarbeite. Einige Mahlzeiten essen wir mit den Schwestern und an drei Tagen beten wir auch mit ihnen die Vesper.
‚Das Projekt‘ ist eine Schule (1. – 8. Klasse), an der Aidswaisen (Kinder, die ihre Mutter oder ihren Vater wegen Aids verloren haben) unterrichtet werden. Aber auch andere Kinder besuchen diese Schule, diese müssen allerdings Schulgebühren bezahlen. In der Schule bekommen die Waisenkinder Frühstück und Mittagessen; außerdem gibt es für sie ein Betreuungszentrum, in dem sie sich nachmittags aufhalten und zum Beispiel nähen lernen. Zudem wird von den Schwestern ein Kindergarten geleitet. Und es gibt auch noch ein Krankenhaus, das früher von den Schwestern geleitet wurde, aber jetzt unabhängig ist.
Ich werde wohl vor allem in der Schule mitarbeiten, und wahrscheinlich Englisch, Sport und Mathe unterrichten. In den Schulferien werde ich wahrscheinlich im Krankenhaus mithelfen und zwischendurch auch im Kindergarten. Aber meinen genauen Arbeitsplan legen wir Anfang nächster Woche fest.
In der letzten Woche war ich in der Schule und habe mir den Unterricht angeschaut und etwas mitgeholfen. Es ist eine ganz andere Art von Unterricht, was wohl an der anderen Mentalität, aber auch an der Klassenstärke liegt. Etwa 70 Kinder sind in einer Klasse – aber im Vergleich zu staatlichen Schulen, mit über 150 Schülern, ist das noch recht angenehm.
Ich bin schon gespannt, wie es sein wird, selbst so eine Klasse zu unterrichten. Aber nach so viel Beobachten, freue ich mich auch schon...
In dieser Region von Malawi spricht man ‚Chichewa‘. Ich habe es auch schon ein wenig gelernt und bin ganz erleichtert, weil es einfacher ist als ‚Malayalam‘ (keine anderen Schriftzeichen, die Aussprache ist nicht so schwer und die Wörter sind eingängiger).
Aber natürlich ist nicht nur die Sprache anders als in Kerala.... Es ist ganz spannend und manchmal auch schwierig, wieder in einer anderen Kultur zu leben. Zum Beispiel begrüßt und verabschiedet man sich hier von jedem einzelnen und fragt, wie es demjenigen geht. In Kerala war das gar nicht üblich, weil man einfach alle gemeinsam begrüßt hat und sich meistens kaum verabschiedet hat... Viele solche ‚Kleinigkeiten‘ sind hier eben wieder anders, aber die Schwestern, Lehrer, Schüler und Angestellten, die ich bis jetzt kennengelernt habe, sind sehr nett und hilfsbereit. Deshalb hält sich der Kulturschock auch in Grenzen und ich fühle mich hier in Malawi schon sehr wohl!
Allerdings habe ich hier in Madisi wirklich keinen Internetzugang und muss dafür in die Hauptstadt Lilongwe fahren, was ich wahrscheinlich nur alle zwei Wochen tun werde (ca. eine Stunde Fahrt). Trotzdem freue ich mich über Rückmeldungen oder auch über echte Briefe...
Ganz liebe Grüße,
Clara

In der Schulpause: Die Kinder bekommen Pala (Maisbrei) - schmeckt ganz lecker....


Im Lehrerzimmer


Bei der Sport AG - wir spielen mit dem Schwungtuch



Monika und ich vor unserem Haus (ich konnte das Bild mal wieder nicht drehen...)